Der dunkle alte Böhme singt wieder – eine lange Reparaturgeschichte hat nun ihr glückliches Ende gefunden
Dieser Kontrabass hat im Laufe seines fast 2oo jährigen Lebens einiges erlebt und auch erlitten. Davon zeugen viele Spuren wie man hier gut sehen kann – außen :
und besonders innen:
jeder Riss bekommt seine Rissklötzchen … und der F-Klappenriss bekommt ein extra großes – besonders wenn er (der F-Klappenriss) noch gar nicht da ist, zur Prophylaxe sozusagen – dieses Rissklötzchen hat definitiv gehalten.
An dieser Ecke wurde ich beim Öffnen des Basses besonders vorsichtig
und hier zeigt sich auch warum
Jahrhundertealter Leim, wild zusammengestopfte Splitter und ein Kitt jüngeren Datums formten diese Ecke, was hier auf diesem Bild links zur Eckeform noch fehlt ist einfach zerbröselt, als ich mit Hammer und Trennmesser ganz zart die Decke vom Korpus löste.
Hier eine Ecke die noch fast intakt war, allerdings stur gehalten von einem handgeschmiedeten vierkantigen dünnen Eisennagel, wie auch die ganze übrige Decke. Insgesamt habe ich über 50 Nägel herausgezogen. Vermutlich waren es um 80 Stück, soviel winzige Löcher mit Rostspuren habe ich entlang des Deckenrandes gezählt.
Endlich nach drei Tagen war die Decke ab. Und wie man rechts neben dem Baßbalken gut erkennen kann war schon jemand vor mir da. Eine Inschrift, die ich leider nicht entziffern konnte – schade.
Dafür ist hier zumindest eine Jahreszahl gut zu erkennen
“1873” – es handelt sich um Reparaturinschriften in der Decke und nicht um das Baujahr.
Hier ist die Decke schon auf dem Wege der Besserung: sämtlichen Risse sind von altem Leim und schlechtsitzenden Rissklötzchen befreit, geschlossen und ein schönes nicht zu großes Stimmfutter ist eingepasst.
Hier ist der F-Klappenrißklotz nur noch 2,5 mm hoch (vorher 9 mm), zu stark ausgefranste Randstellen habe ich aufgeplattet, und dieser Unterbug-Flügel mußte erneuert werden.
Nun ist die Decke fertig zum Aufleimen.
Endlich sitzen die Zwingen fest …
… und 24 h später – die Decke ist aufgeleimt, alle Zwingen sind ab. Morgen geht es weiter.
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Impressionen von der Reparatur eines über hundertjährigen französischen Cellos
Im vergangenen Jahr war dieses alte französische Cello für eine längere Zeit zu Gast in meiner Werkstatt. Es war auf der Bühne umgestürzt und auf den Steg gefallen. Die Folge war ein durchgängiger Bassbalkenriß – auf dem Foto gut zu erkennen.
Das Cello mußte geöffnet werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Decke oft und schlecht repariert worden war und auch noch viel zu dünn geworden war.
– vom häufigen Öffnen zerfranste Deckenränder und ein schlecht passender Rißklotz, der seine Funktion nicht mehr erfüllt. Der Riß war offen.
Hier eine Stelle am Rand: die Meßuhr zeigt 2,5 mm. Das Holz sollte hier etwa doppelt so dick sein.
Nachdem der Riss sicher geleimt war, habe ich ein Gipsform für die Decke angefertigt.
Hier sieht man die Gipsform mit einer Drahtarmierung.
Dann wurden zwei Rißfutter angefertigt und in die Decke eingepaßt, eins für den Baßbalkenriß und dann noch eins für den Stimmriß, der eine Verstärkung nötig hatte.
Dann folgte die Randverstärkung. Gesundes Holz für den arg lädierten Rand des französischen Cellos.
Zum Schluß bekam das Cello noch einen neuen Bassbalken.
Meine Werkstatt liegt im schönen Berliner Bezirk Pankow, in einer ruhigen Seitenstraße direkt neben dem Rathaus.
Die Schwerpunkte meiner Arbeit sind der Neubau – angelehnt an die großen italienischen Meister – und die Restauration alter Streichinstrumente.
Ausserdem führe ich Reparaturen an Instrumenten und Bögen durch, fertige Bogenbezüge und mache Klangeinstellungen in Abstimmung mit dem Musiker.
In meiner Werkstatt finden Sie auch eine Auswahl ausgesuchter Schüler- und Meisterinstrumente und Bögen.